Viele Deutsche sind der Meinung, dass der Wunsch nach Urlaubsreisen gerade nicht das Wichtigste sein können. Dennoch sehnen sich viele, gerade auch nach den eintönigen Wintermonaten, mehr denn je danach, wieder reisen zu dürfen. Immerhin mehr als ein Drittel der Befragten einer Umfrage planen auch 2021 wieder eine Urlaubsreise, wenn auch nur 18 Prozent aller Befragten noch ins Ausland reisen wollen. Kein Wunder bei den undurchsichtigen und wechselhaften Quarantänebestimmungen – nur wenige wollen und können es sich leisten, sich nach einer Rückkehr aus dem Urlaub unter Umständen mehr als eine Woche in Quarantäne zu begeben.
Aber irgendwann wird die Pandemie besiegt sein oder wird zumindest die Bevölkerung flächendeckend geimpft sein. Dann wird sich zeigen, ob und wie die Deutschen zu ihrer traditionellen Rolle als Urlaubs-Weltmeister zurückfinden – und wie die Reisebüros die Krise überlebt haben werden. Dazu muss man wissen, dass es bis zum Ausbruch der Pandemie nirgendwo so viele Reisebüro gab wie in Deutschland, auf 100.000 Einwohner kamen 12,4 Reisebüros. Und das, obwohl Online-Dienste längst eine Gefahr für diese darstellten. Nun prognostizieren Experten, dass es mehr als die Hälfte der stationären Reisebüros bald nicht mehr geben wird.
Die Reisebüros werden sich also neue Wege suchen müssen, um zu überleben. Eine Existenzberechtigung haben sie allen Online-Riesen zum Trotz, allerdings werden sie ihr Angebot modifizieren und umstellen müssen. Der Trend geht dahin, Begleiter auf der gesamten Reise zu sein, so zum Beispiel mit einer App, mit der Reisende Ausflüge dazubuchen können – sogar dann, wenn sie schon am Urlaubsort angekommen sind. Passende Offerten an den Kunden zu richten, kann dabei eine Aufgabe für Künstliche Intelligenz sein. Reisebüros könnten ihre Dienste als mobile Berater erbringen und dem Kunden den Weg in die Stadt mit Parkplatzsuche und zeitlichem Aufwand ersparen, die Kunden können Rat erhalten, wo und wie es ihnen am liebsten ist: persönlich zu Hause, per Videochat oder per Mail. Qualität statt Quantität lautet die Formel. Anders gesagt: Reisebüros sollten nicht jeder magenschwachen Buchung hinterher laufen, viel sinnvoller ist es, sich zu spezialisieren und sich in einem bestimmten Segment besonders gut auszukennen und individuelle Angebote machen zu können. Das günstigste Angebot findet der Reisewillige auch anderswo, denn auch Google und Amazon werden in der kommenden Zeit mit Reiseangeboten auf den Markt drängen, da muss der Berater schon mit besonderer Fachkenntnis einen Mehrwert liefern, um bestehen zu können. Vielleicht gehört auch dazu, dass Beratungen in Reisebüros kostenpflichtig werden. 15 Euro für eine Beratung, die bei Buchung angerechnet werden, sind für die meisten wohl zu verschmerzen und dienen zumindest als Commitment des Kunden gegenüber dem Berater und auch als Zeichen des Respektes gegenüber seiner Expertise und seinem Zeitaufwand.
Zu den unschöneren Erfahrungen von Reisenden (oder besser Reisewilligen) in der Krise gehörten die Warteschleifen der Hotlines der Reiseportale, großen Pauschalreiseanbietern und Airlines bei dem Versuch, eine Stornierung durchzuführen oder seine Erstattung zu einer abgesagten Reise zurück zu erhalten. Vielleicht resultiert daraus ja die Erkenntnis, das es auch ganz gut sein kann, seinen Reiseberater persönlich zu kennen und erreichen zu können? Ein klares Argument für stationäre Reisebüros und gegen den billigen Online-Reiseanbieter!